Das Gut Paulinenwäldchen ist ein idyllischer Ort. Auf dem Gelände eines ehemaligen Klosters auf dem Pauline Borghese, die Schwester Napoleons, ihren Sommersitz errichtete, ist heute ein Biohof entstanden. Es ist gleichzeitig ein Ort, der hilft, dass verletzte Kinderseelen wieder gesund werden.

 

Seit zehn Jahren ist das Gut ein Zuhause für eine Kinderwohngruppe der Jugendhilfeeinrichtung St. Josef der Gemeinde Eschweiler. Dieser runde Geburtstag wurde jetzt mit einem Kinderfest gefeiert.

 

Eine aufgegebene Anzeige brachte den Stein ins Rollen. Als Mariele von Detten, Eigentümerin des Guts, diese Anzeige entdeckte, überlegte sie gemeinsam mit dem Ehepaar Gauchel, das den Hof bewirtschaftet, ob das ein geeignetes Projekt für den Hof sei: „Wir wollten gerne ein Projekt, das Bildung und Kinder verbindet“, erinnert sie sich. Lange überlegen mussten sie nicht, erzählt Volker Gauchel: „Wir sind zu dem Schluss gekommen, das passt zu uns.“

 

Für Robert Wagner, stellvertretender Leiter der Jugendhilfeeinrichtung, ging ein Traum in Erfüllung. Schnell stand für ihn fest: „Hier wollen wir hin“. Beim Träger musste er allerdings noch dicke Bretter bohren, so einfach wollte man von Eschweiler nicht nach Aachen gehen.

 

Für die Wohngruppe wurde schließlich of Paulinenwälchen, Kindergruppe für schwer traumatisierte Kinder Foto:Team--hinten Robert Wagner--pädag.Leiter der Kinderwohngruppe,Mariele von Detten--Eignerin Im Hintergrund: das Kinderhaus im Dachgeschoss das Dachgeschoss einer Scheune umgebaut. Den Umbau stemmte von Detten in Eigenregie, das Haus St. Josef ist Mieter der Räume. Insgesamt stehen 420 Quadratmeter für die Gruppe zur Verfügung, im Außenbereich gibt es viel Platz zum Spielen. Neun Kinder und Jugendliche leben zurzeit hier. Sie alle haben verschiedene Formen von Gewalt und Vernachlässigung in ihren Familien erlebt.

 

Die Außenwohngruppe soll helfen, das Trauma zu verarbeiten. „Die Kinder sind gerne hier. Es ist hier wie in einer Großfamilie“, erzählt Andrea Höppener, die die Wohngruppe leitet. Dabei hilft die Nähe zur Natur und zu den Tieren. Weil der Hof aber auch ein laufender Betrieb ist, hat die Gruppe ihren eigenen Bereich. „Da gibt es auch keine Probleme“, unterstreicht Volker Gauchel. Gemeinsam hat man St. Martin gefeiert oder Äpfel geerntet. Die Kinder bekommen auch mit, wenn ein Kälbchen geboren wird.

 

Und sie haben mit Spannung verfolgt, wie Volker Gauchel ein ausgebüchstes Ferkel eingefangen hat. Für Bürgermeisterin Hilde Scheidt ist das Projekt ein gutes Beispiel für soziale Innovation. Auch Mariele von Detten würde sich Nachahmer wünschen: „Auf landwirtschaftlichen Höfen gibt es viele alte Lagerflächen, die nicht genutzt werden.“ Vier bis fünf Jahre leben die Kinder und Jugendlichen in der Wohngruppe. Für Mariele von Detten haben die vergangenen zehn Jahre gezeigt, „dass es sich gelohnt hat, so ein Projekt anzugehen.“

 

Von Kathrin Albrecht